Dithmarscher Ärzteschaft: „So geht es nicht weiter!“
Belastungsgrenze der niedergelassenen Ärzte bereits überschritten / MQW plant Aktionsgruppe / Ärger über die Abschaffung der Neupatientenregelung
Meldorf, 14.12.2022 – „So geht es nicht weiter!“ Mit deutlichen Worten machte Burkhard Sawade auf die Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam. „Trotz Ärztemangels, überbordender Bürokratie und einer permanenten Überbelastung sollen den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auch noch Honorare gestrichen werden“, erklärte der Vorstandssprecher des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste (MQW) auf dessen jüngsten Versammlung in Meldorf. Konkret geht es dabei um die Abschaffung der Neupatientenregelung, die nach einem Beschluss des Bundestages zum 1. Januar abgeschafft wird. Die Regelung war erst vor drei Jahren eingeführt worden, damit neue Patienten schneller einen Termin bekommen. Dabei wurde festgelegt, dass die Leistungen für die Behandlung dieser Patienten in voller Höhe - unabhängig vom Budget - vergütet werden.
Das neue Gesetz war in Meldorf jedoch nur der Auslöser einer Generaldebatte über die Arbeit der Ärzte in der Region. Dabei wurde auf das hohe Maß an Erschöpfung durch die steigenden Patienten- und gleichzeitig schwindenden Ärztezahlen hingewiesen. Auch das Thema Bürokratie und die stete Angst vor Regressen wurden thematisiert. „Angesichts der Entwicklung dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir keine Nachfolger in den Praxen bekommen“, lautet das Fazit von Burkhard Sawade. Tatsächlich ist das besonders im ländlichen Dithmarschen ein Riesenproblem. Das Zahlenwerk der Kassenärztlichen Vereinigung, das eine nominelle „Überversorgung“ darstellt, weicht nämlich von der Realität ab. Beispielsweise gibt es unbesetzte Kassensitze und auch Ärzte, die aufgrund ihrer persönlichen Situation nur halbtags arbeiten können. Dadurch finden nicht alle Patienten einen Arzt und manche wählen den ärztlichen Notdienst, nur um eine Krankschreibung zu bekommen. Als Folge des Unmuts will das MQW nun eine Arbeitsgruppe gründen, die die Situation nicht nur analysiert, sondern auch Protestaktionen plant – unter Umständen auch mit Partnernetzen in Schleswig-Holstein.
Zuvor hatte Burkhard Sawade das vorangegangene Jahr Revue passieren lassen. Er berichtete von Videosprechstunden, die jedoch zuweilen an der bei den Patienten vorhandenen technischen Ausrüstung oder an der schwachen Leitung scheitere. Die Fortbildungsveranstaltungen des MQW werden unterdessen gut besucht und haben mittlerweile fast wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht.
Medizinisches Qualitätsnetz Westküste e. V.
Das Medizinische Qualitätsnetz Westküste (MQW) ist ein Zusammenschluss von derzeit 87 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in insgesamt 62 Dithmarscher Praxen in Form eines eingetragenen Vereins. Ziel des Ärztenetzes ist eine sich ständig verbessernde Zusammenarbeit der angeschlossenen Mediziner und eine qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung. Das MQW steht unter anderem für 1. hohe Qualitätsstandards durch gute Fortbildungsmöglichkeiten, 2. eine optimierte Diagnostik durch enge Kontakte von Haus- und Fachärzten, 3. Vermeidung von Doppeldiagnostik sowie für 4. eine gut funktionierende Kommunikation mit Gesundheitspartnern und Krankenhäuser.
Kontakt
Medizinisches Qualitätsnetz Westküste e.V.
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